Statt in ihren Büros an der Konradstraße 86, unterstützen Schuldnerberatende der Grafschafter Diakonie in Kamp-Lintfort einen Teil ihrer Ratsuchenden jetzt in deren Zuhause. Hintergrund: Etwa 10 Prozent der insgesamt 627 Personen, die die Fachkräfte derzeit auf ihrem Weg aus den Schulden begleiten, sind im Seniorenalter. „Manche von ihnen sind körperlich eingeschränkt und können nicht gut zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu uns in die Beratungsstelle kommen. Für sie machen wir das umgekehrt, wenn sie es wünschen“, sagt Sylvia Plotzke-Kern, die zusammen mit ihrer Kollegin Caroline Hagedorn für die aufsuchende Schuldnerberatung zuständig ist. So ist die Beraterin z.B. regelmäßig zu einer Klientin unterwegs, die sich nach einem Schlaganfall zunehmend schwer tut, die mit den Gläubigern vereinbarten Ratenzahlungen im Blick zu halten. Zusammen mit ihr checkt Plotzke-Kern die Zahlungen, hilft beim Sortieren und Abheften der Unterlagen und leistete Hilfe bei der Budgetplanung.
Die beiden Beraterinnen glauben, dass es eine höhere Zahl an Älteren gibt, die von Verschuldung betroffen sind, als sich bei ihnen melden. „Manche schämen sich unnötigerweise für ihre Situation oder sie haben Scheu eine Beratungsstelle aufzusuchen.“ Gründe für Schulden im höheren Lebensalter gebe es tatsächlich viele. Etwa wenn nach dem Eintritt in die Rente eine Schere zwischen geringeren Einkünften und Fixkosten mit steigenden Aufwendungen für die Lebenshaltung entsteht. Wenn die Partnerin oder der Partner verstirbt, die oder der sich bislang um die Finanzen im Haushalt kümmerte. Oder wenn im Erwerbsleben das Einkommen gering und damit die Möglichkeit eigener Vorsorge eingeschränkt waren.
Info: Das Projekt „Aufsuchende Schuldnerberatung“ wird durch Fördermittel der „Glücksspirale“ finanziert. Angesprochen sind Seniorinnen und Senioren und körperlich eingeschränkte Personen. Kontakt zu den Beratenden und nähere Informationen erhalten Ratsuchende unter Tel. 02842 928420.